Winter-WM war ein Verlustgeschäft
«fussballkultur.ch» kämpft ums Überleben
Der Verein «fussballkultur.ch» schrieb mit dem Public Viewing im vergangenen WM-Winter grosse Verluste. Aufgeben ist für die Veranstalter aber keine Option.

Trotz guter Stimmung und vielen freiwilligen Helfer-Einsätzen war das Fussballdepot für den Verein «fussballkultur.ch» ein Verlustgeschäft.
Olaf Brachem
Es ist kein Geheimnis: Die Fussball-Weltmeisterschaft in Katar war umstritten. Dennoch hatte sich der Winterthurer Verein «fussballkultur.ch» entschieden, die Spiele zu zeigen. So wie alle grossen Turniere in den vergangenen 13 Jahren seit der Vereinsgründung. «Es geht bei uns um Freude am Fussball, um Vielfalt und Fairness auf und neben dem Platz. Und ums Zusammenkommen», sagt Vereinspräsident Dominik Siegmann. «Ausserdem haben wir uns im Vorfeld intensiv mit dem Austragungsort Katar beschäftigt und der kontroversen Auseinandersetzung auch während der WM 2022 einen Platz geboten.»
Für ein Turnier im europäischen Winter musste ein passender Platz gefunden werden; im Güterschuppen wäre die Durchführung nicht möglich gewesen. Die Stadt Winterthur stellte dafür das Alte Busdepot zur Verfügung, das zum «Fussballdepot 2022» wurde. Dieses hat der Verein mit viel Leidenschaft, Engagement und ungezählten freiwilligen Helferstunden geplant und durchgeführt. Dafür gab es durchgehend Anerkennung, bei der Stadtbevölkerung wie auch in lokalen und nationalen Medien.
100 neue Mitglieder sind das Ziel
Doch finanziell hat das Abenteuer den Verein zu viel gekostet. Wie er mitteilt, konnten nur knapp halb so viele Besucherinnen und Besucher wie noch an der EM 2021 begrüsst werden –obwohl damals Pandemie-Restriktionen den Anlass erschwert hatten. Zudem sei der Aufwand fürs Fussballdepot deutlich höher gewesen als für alle Veranstaltungen zuvor. Da man bereits 2020 für die «Geisterspieltribüne» im Stadion Schützenwiese die Reserven angezapft hätte, habe Katar der Vereinskasse den Rest gegeben, wie es im Schreiben heisst.
Doch «fussballkultur.ch» gibt nicht auf. Das erklärte Ziel des Vereins ist es, mit der EM im Sommer 2024 in Deutschland endlich wieder einen Fussballschuppen in Töss unter «normalen» Umständen durchzuführen. Dafür müssten aber erst alle Rechnungen des Fussballdepots beglichen werden – mit mindestens 100 neuen Mitgliedern. «Dann», so Siegmann, «sind wir wieder fit für die Zukunft.»