Kantonsspital schreibt rote Zahlen
KSW rechnet auch 2023 mit einem Minus
Zum ersten Mal seit langem schreibt der Kantonsspital rote Zahlen. Grund dafür sind der Neubau, der Personalmangel und die Teuerung. Eine Besserung ist nicht in Sicht.

Erstmals seit langem verzeichnet das Kantonsspital Winterthur ein Minus in der Jahresrechnung.
Kantonsspital Winterthur
Erstmals seit Einführung der neuen Spitalfinanzierung schreibt das Kantonsspital Winterthur rote Zahlen: Der Ertrag im Jahr 2022 stieg um 0,3 Prozent, der Aufwand hingegen um ganze 8,1 Prozent. Daraus resultiert ein Defizit von 23,4 Millionen Franken. Dieses deckt das KSW gemäss Mitteilung aus den Gewinnreserven. Das erstmalige Defizit komme nicht überraschend, da durch das neue Spitalgebäude , das letztes Jahr bezogen werden konnte, planmässig höhere Abschreibungen, höhere Reinigungsaufwände sowie Umzugskosten in der Höhe von rund 14 Millionen Franken anfielen. Dass sich das Geschäftsergebnis im Vergleich zu den Vorjahren verschlechtert habe, sei wesentlich auf unerwartete Mehraufwände zurückzuführen, namentlich durch den Fachkräftemangel und die Teuerung. Der Mangel an klinischem Fachpersonal führte zu Bettenschliessungen und damit zu Ertragsausfällen.
Für das laufende Jahr 2023 rechnet das Kantonsspital erneut mit einem Verlust. Unter anderem deshalb, weil die aktuell hohe Teuerung nicht mehr durch Produktivitätssteigerungen aufgefangen werden kann. Trotz der angespannten Finanzlage will das KSW aber an seiner Strategie festhalten, weiter in die zukünftige Entwicklung zu investieren. Investitionen in Personal, Organisation und Infrastruktur seien jetzt notwendig, um langfristig eine qualitativ hochstehende Versorgung der Patientinnen und Patienten im Einzugsgebiet sicherzustellen. Parallel dazu würden die Prozesse weiter optimiert, um die Mehrkosten möglichst gut aufzufangen.
Deutlich mehr ambulante Behandlungen
26’802 Patientinnen und Patienten behandelte das Kantonsspital Winterthur im vergangenen Jahr stationär, wie dem Geschäftsbericht zu entnehmen ist. Das sind 4,7 Prozent weniger als im Vorjahr. Dieser Rückgang sei auf den Fachkräftemangel – der sich insbesondere in der Pflege als Folge der Pandemie akzentuierte – und die dadurch notwendigen temporären Bettenschliessungen zurückzuführen. Vorübergehend mussten deshalb gewisse Operationen verschoben werden. Auch das Notfallzentrum und der Kindernotfall stiessen wegen der ausserordentlich hohen Nachfrage an ihre Belastungsgrenzen. Die medizinische Versorgung war sichergestellt, es mussten aber teils Patientinnen und Patienten verlegt werden.
Der ambulante Bereich wuchs hingegen: Insgesamt verzeichnete das KSW 322’384 ambulante Konsultationen im Jahr 2022, was einer Steigerung von 5,9 Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht. «Der Trend zur Ambulantisierung ist medizinisch sinnvoll und für die Patientinnen und Patienten vorteilhaft, aufgrund der nicht kostendeckenden Tarife für die Betriebsrechnung jedoch eine Belastung», heisst es in der Mitteilung. Im letzten Jahr seien im Durchschnitt komplexere Patientenfälle behandelt worden als 2021. Der durchschnittliche Schweregrad, der sogenannte Case Mix Index (CMI), hat sich von 1,039 auf 1,047 erhöht. Aus diesem Grund stieg auch die durchschnittliche Aufenthaltsdauer im Vergleich zum Vorjahr um 0,1 Tage auf 4,9 Tage an.