Publiziert 17. Feb. 2023, 06:30
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Auswanderer Sacha von der Crone im Interview

Die Rückkehr nie geplant gehabt

Auswanderer Sacha von der Crone ist nach fast acht Jahren aus Südafrika zurückgekehrt. 84XO hat den Winterthurer zum Gespräch getroffen.

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George Stutz

Vor bald acht Jahren ist der Winterthurer Sacha von der Crone aufgebrochen, um sich mit seiner damaligen Partnerin mit der Übernahme einer Ferien-Lodge und später einer Oliven-Farm in Südafrika einen Lebenstraum zu erfüllen. Braungebrannt aus dem südafrikanischen Sommer zurück, ist der 48-Jährige letzte Woche in seinen angestammten Beruf in einer Winterthurer Mediaagentur zurückgekehrt. Im Interview mit 84XO erzählt er, wie es dazu gekommen ist.

Sacha von der Crone, vor fast acht Jahren sind Sie mit Ihrer Partnerin aufgebrochen, um mit der Übernahme einer Ferien-Lodge in Südafrika einen Lebenstraum zu erfüllen. Später haben Sie die Africa Lodge gegen einen landwirtschaftlichen Hof «getauscht», auf dem Sie bis zuletzt vor allem Olivenanbau betrieben. Nun sind Sie zurück in Winterthur. Weshalb haben Sie die Zelte abgebrochen?

Sacha von der Crone: Mit all unseren erfolgreichen Projekten haben wir uns leider auseinander gelebt und nun getrennt. Das ist eigentlich der einzige Grund für meine Rückkehr.

Sie haben Ihren «Olijvenhof» verkauft. Wäre ein Weiterbetrieb durch Sie oder Ihre Partnerin alleine undenkbar gewesen?

Im Prinzip wäre es sicherlich möglich gewesen. Doch es war unser gemeinsames Projekt, und deshalb kam dies für keinen von uns in Frage. Zudem wäre es eine enorme Belastung für nur eine Person, südafrikanische Angestellten brauchen immer eine sehr «intensive Betreuung». Das kostet Nerven und Zeit.

Sie haben den «Olijvenhof» in den letzten Jahren nach der Bewältigung vieler Hindernisse zum Laufen gebracht, daraus unter anderem ein Ausflugsziel gemacht und nun, wo Sie die Früchte der Anstrengungen allmählich hätten ernten können, das Projekt beendet. Überwiegt da eher der Frust oder die Vorfreude, mit einem grossen Rucksack gemachter Erfahrungen ein neues Kapitel aufschlagen zu können?

Unser Ziel war genau dieses. Wir wollten die Farm zu einer autarken und komplett natürlichen Olivenfarm umbauen. Das ist uns vollends gelungen, und auf der Farm wurde seit unserem Einzug keine einzige Chemikalie mehr verwendet. So ein «Umbau» braucht Zeit, doch nach drei Jahren hat sich bereits vieles in der Natur wieder eingependelt, und somit betrachten wir eben auch unser Projekt als beendet. Es ist nun Zeit, dass jemand anderes die Farm mit unseren Ideen weiterführt. Mit unseren Nachfolgern haben wir wohl wirklich die passenden neuen Besitzer gefunden. Somit überwiegt der Stolz und die Freude über das Erreichte.

In acht Jahren gewinnt man viele Freunde, enge Mitarbeiter, Geschäftspartner. Deswegen auch ein sehr emotionaler Abschied?

Es war wie vor acht Jahren, als wir die Schweiz verliessen. Man lässt vieles zurück und begibt sich auf unbekanntes Terrain. So ist es auch heute für mich, mit dem Unterschied, dass ich einigermassen weiss, was mich in meinem «neuen alten» Leben erwartet.

Sacha von der Crone

«Wenn man erfolgreich auswandern will, sollte man das ohne die Hintertür in Form einer Rückkehr machen»

War eines Tages zurückzukehren immer im Hinterkopf oder hätten Sie sich auch vorstellen können, den Rest Ihres Lebens in Südafrika zu bleiben?

Nein, das war nie im Hinterkopf. Ich glaube auch, wenn man erfolgreich auswandern will, sollte man das ohne die Hintertüre machen. Nur wenn man sich voll und ganz und mit restloser Überzeugung auf in ein neues Land macht, kann die Auswanderung gelingen.

Würden Sie rückblickend alles noch einmal so machen?

Ziemlich genau, alles nochmals so. Die grössten Freuden waren sicherlich, dass wir unsere Vorstellungen erreicht und manchmal auch übertroffen haben. In einem Land mit 300 Sonnentagen im Jahr und einem etwas gemächlicheren Arbeits- und Lebenstempo erhielten wir eine perfekte Work-Life-Balance.

Gab es auch Frust-Momente?

Nicht wirklich Frust, aber so schön das entschleunigte Leben war, es zehrte vielfach an den Nerven. Man kann sich fast auf nichts verlassen. Termine werden nicht eingehalten, Verspätungen gehören einfach dazu und alles, was staatlich ist, funktioniert mehrheitlich nicht. Das war eine grosse Umstellung. Man stelle sich nur mal vor: Die Post funktioniert überhaupt nicht. Viele Poststellen sind mittlerweile geschlossen, weil sie die Miete nicht mehr bezahlen konnten und rausgeschmissen wurden. Oder dann die grosse Thematik mit der Stromversorgung, das ist wohl das grösste Problem in Südafrika und wird es noch die nächsten Jahre bleiben.

Was nehmen Sie aus den fast acht Jahren mit?

Physisch nicht wirklich viel. Drei überladene Koffer. Die Hunde bleiben mit meiner Expartnerin in Südafrika. Aber natürlich hats im meinem Gepäck ganz, ganz viel Erfahrung. Es waren lehrreiche Jahre und es bleibt die Gewissheit, wenn man will, kann man unglaublich viel erreichen, erleben und lernen.

Sacha von der Crone kurz vor seiner Abreise mit einem seiner beiden Hunde, die in Südafrika bei seiner Expartnerin geblieben sind.

Sacha von der Crone kurz vor seiner Abreise mit einem seiner beiden Hunde, die in Südafrika bei seiner Expartnerin geblieben sind.
zvg

Sie machten den Zeitpunkt der Rückkehr auch mit dem Antritt eines neuen Jobs in der Schweiz abhängig. Reichte der Verkauf des Landwirtschaftsbetriebs nicht aus, um frühzeitig in Rente zu gehen?

Schön wärs. Man darf halt nicht vergessen, dass Südafrika bezüglich Kaufkraft weit hinter der Schweiz liegt. So viel Geld lässt sich dann nicht in Schweizer Franken ummünzen.

Sie könnten Ihre reichliche Erfahrung als Touristiker/Gastgeber und als (Agrar-)Unternehmer auch in der Region Winterthur einsetzen, entschieden sich aber für einen Bürojob. Weshalb?

Mit einer Rückkehr war immer auch mein Wunsch, in meine ursprüngliche Branche zurückzukehren, verbunden. Das ist mir mit der Anstellung bei einer Mediaagentur gelungen, und darauf freue ich mich sehr. Ich denke auch, dass die Landwirtschaft in der Schweiz ein komplett anderes Paar Schuhe ist als in Südafrika, und somit kam das auch gar nie in Frage. Zudem, in meinem Alter bin ich nicht mehr so auf körperliche Arbeit erpicht.

Zuerst für die Leser der «Schweizer Illustrierten» später für Ihre Social-Media-User haben Sie wöchentlich eine Kolumne, ein eigentliches Tagebuch, über das Leben in Südafrika geschrieben, 381 Texte insgesamt. Geht diese Serie mit der Rückkehr zu Ende, oder gibt’s eine Zusammenfassung etwa in Buchform?

Im Moment nicht, aber ein Buch ist bestimmt eine Überlegung wert, das würde mich sehr reizen. Ich bin sicher, viele Ratschläge an Auswanderungs-Willige weitergeben zu können. Eine Auswanderung will nämlich wirklich gut geplant sein.

Sacha von der Crone

«Ich bin sicher, viele Ratschläge an Auswanderungs-Willige weitergeben zu können»

Sie waren vor Ihrer Abreise auch erfolgreicher Handball-Trainer, vorab des NLA-Frauenteams von Yellow Winterthur. Wird man Sie bald wieder in den Sporthallen sehen?

Vorerst mal nur als Zuschauer (lacht). Ich wurde diesbezüglich auch schon angefragt, aber ich lasse mir Zeit. Zuerst will ich hier mal beruflich und privat ankommen. Ausschliessen will ich aber ein erneutes Engagement im Sport nicht.

Was hatte Ihnen in der Zeit in Südafrika am meisten gefehlt?

Hauptsächlich fehlten natürlich Menschen. Und sonst bietet das Leben in Südafrika, insbesondere im Western Cape, sehr viele Annehmlichkeiten. Vermisst wirklich: guter Käse und Paprika-Pommes-Chips von Zweifel.