Der Winterthurer Alex Kern
Ein Konditions-Schleifer im Europacup-Modus
Der Winterthurer Alex Kern war einst Fahrlehrer, baut an einem Sportpark im Süden Spaniens und ist seit drei Jahren Konditionstrainer beim FC Vaduz.

Der Winterthurer Alex Kern ist seit drei Jahren Konditionstrainer beim FC Vaduz.
FC Vaduz
Alex Kern war einst selbst ein guter Regionalfussballer, liess sich später zum Trainer ausbilden und erlangte gar die Uefa Pro Lizenz. Trainiert hatte er aber nur die U21 des FC Winterthur und den Erstligisten FC Gossau, beim FC Lausanne-Sport, den Grasshoppers Zürich, dem FC Zürich und dem FC Wohlen war er als Konditions- und Rehatrainer angestellt. Dieses Amt bekleidet er seit drei Jahren auch beim FC Vaduz. So auch am letzten Donnerstagabend, als im idyllischen Rheinpark Stadion in Liechtenstein der grosse Sportklub Rapid Wien seine Aufwartung im Rahmen der Uefa Europa Conference League machte. Rund 1000 Fans des 32-fachen österreichischen Meisters und zweimaligem Europacup-Finalteilnehmers sorgten bereits vor dem Anpfiff für eine tolle Stimmung.
Gänsehaut in der Türkei
Zwischendurch hörte man eine einzige Stimme, die laute, anpeitschende Kommandos gab – jene von Alex Kern. Seit er bei Vaduz für schnelle Beine und eine Top-Ausdauer sorgt, die auch in den Schlussminuten noch überraschende Sprints zulässt, sorgen die Liechtensteiner vorab international für Furore. Vor drei Jahren scheiterten sie im Europacup erst am Bundesligisten Eintracht Frankfurt, heuer schalteten sie zuerst den slowenischen FC Koper und zuletzt dank einem sensationellen 4:2 Auswärtssieg den letztjährigen türkischen Meisterschaftsdritten Konyaspor aus. «Ein Gänsehautspiel», erinnert sich Kern an die Partie im Konya-Büyükşehir-Stadion vor 27’000 enthusiastischen Fans: «Ich war mit Lausanne-Sport in der Gruppenphase und mit GC in der Champions-League-Qualifikation in den Stadien von Fiorentina und Lyon. Was aber in der Türkei an Stimmung abgegangen ist, hat alles übertroffen.»
Obwohl die physische Arbeit eine enorm wichtige Komponente sei, sieht sich Kern für die Spielstärke, die die Vaduz-Spieler auch beim 1:1 gegen Rapid Wien an den Tag legten, nicht alleine verantwortlich: «Der ganze Staff, vom Chef- über den Assistenztrainer, über mich bis zur medizinischen Abteilung, macht hier einen Riesenjob, und die Spieler setzen alles fantastisch um.»
Unter Umständen ein «Schützi»-Gastspiel
Dem 56-jährigen Winterthurer gefallen im Ländle aber auch die familiären Verhältnisse ausgezeichnet: «Es passt einfach alles, und wenn wir dann noch – wie morgen Donnerstag – in eine Riesenarena wie das Allianz-Stadion in Wien einlaufen können, ist das eine weitere Belohnung für das, was wir hier alles leisten.»
Sollte Vaduz auch in Wien über sich hinauswachsen, winkt die Gruppenphase der Conference League und damit auch der Millionen-Topf. Aber auch ohne Prämie und mit dem Ausscheiden aus dem internationalen Geschäft könnte Alex Kern leben: «Dann blasen wir eben in der Challenge-League zur Aufholjagd.» Durchaus möglich, dass man im kommenden Frühsommer Kerns laute Anweisungen auf der Schützenwiese hören wird. Dann nämlich, wenn es der FC Vaduz auf den dritten Rang der Challenge League schaffen würde und in der Barrage möglicherweise auf den FC Winterthur treffen könnte.