7. Eidgenössisches Schmiedefest
Schmiede zeigen in Wiesendangen ihre Vielseitigkeit
Ein Wochenende lang zelebrieren die Schweizer Schmiede ihr traditionelles Handwerk, das in der Berufsbildung marginalisiert wird. In Wiesendangen beginnt am Freitag das 7. Eidgenössische Schmiedefest, bei dem gezeigt wird, wie vielfältig der Beruf ist.

Die OK-Co-Präsidenten Urs Teuscher (l.) und Matthias Wickli präsenieren die zwei X fürs Jubiläums-«Bänkli» der IG Schmiede.
Michael Hotz
Die Schweizer Schmiede sind wie eine grosse Familie. Man kennt sich in diesem körperlich sehr fordernden Berufsfeld, denn nicht mehr so viele Personen gehen dem traditionellen Handwerk nach. 17 Lernende machten dieses Jahr gesamtschweizerisch ihren Abschluss zum Metallbauer EFZ Fachrichtung Schmiedearbeiten, wie die Ausbildung seit gut zehn Jahren heisst. Die Berufslehre zum Schmied gibt es nicht mehr. «Wir verschwinden langsam aus der öffentlichen Wahrnehmung», sagte Leonardo Benazzi aus Grüningen kürzlich dem «NZZ Magazin» in einem Bericht, in dem der erste Präsident der Interessengemeinschaft der Schmiede auf die Marginalisierung ihres Berufs hinwies. Urs Teuscher, Hufschmied aus Wiesendangen und Präsident der Schmiedezunft Eligius, bläst ins gleiche Horn: «Wir kämpfen seit Jahren dafür, dass wir an genügend Gelder für die Ausbildung in unserem Beruf kommen.»
Gekämpft wird kommendes Wochenende auch auf dem Firmengelände von Teuscher, das an der Rucheggstrasse 21 leicht ausserhalb vom Dorf Wiesendangen gleich neben den Bahngleisen Richtung Attikon liegt. Die Schmiede haben aber nicht etwa zu einer Kundgebung aufgerufen, sondern zu einer zweieinhalbtägigen Feier, an der sie ihr Handwerk demonstrieren. Konkret: Die Zunft und die IG Schmiede führen vom 20. bis 22. Mai das 7. Eidgenössische Schmiedefest in Wiesendangen durch. Teil des Events sind vom Swiss Farrier Team organisierte internationale Wettkämpfe, an denen kompetitive Hufschmiede aus Belgien, Holland, Frankreich und dem Gastgeberland Schweiz in verschiedenen Disziplinen gegeneinander antreten. Gut 20 Teilnehmende werden am Start sein. «Das ist grosser Spitzensport», verspricht Co-OK-Präsident Teuscher, der seit 1986 selber aktiv im Swiss Farrier Team ist. Er und das Organisationskomitee luden letzten Freitag die Medien ein, um auf dem Festgelände das Programm vorzustellen.
Ein «Bänkli» als Dank für die Gemeinde
Mit dem Schmiedefest wollen die beiden organisierenden Vereine auf die Vielseitigkeit des traditionsreichen Berufs hinweisen. «Und für mehr Aufmerksamkeit sorgen», wie Matthias Wickli, der zweite Co-Präsident des Organisationskomitees, bei der Präsentation betonte. Der aktuelle Präsident der IG Schmiede wies dann auch auf die vielen Programmpunkte hin. Neben verschiedenen Werken, die am Event ersteigert werden können, werden im grossen Schmiedezelt zwei Sitzbänke geschmiedet. Eines davon erhält die Gemeinde Wiesendangen – «als Dank für ihre Unterstützung», so Wickli. Die zweite Bank soll ein am Schmiedefest entstehendes Gemeinschaftswerk werden. «Die Schmiede können sich dabei mit ihren eigenen Stilen einbringen», führte Teuscher aus. Das Herzstück dieses «Bänkli» entstand bereits am Freitag. Marek Krähenbühl und Daniel Zwissler schmiedeten zwei eiserne X, die zusammen die römische Zahl 20 ergeben. Denn dieses Jahr feiert die IG Schmiede ihr 20-jähriges Bestehen.
Am Jubiläumsabend am Samstag unterhält die Band «Cool Groovin’ Five» die Anwesenden mit Rhythm’n’Blues, Rock’n’Roll und Swing. Vor dem Festzelt prägen die Eligius-Zünfter mit einem Fallhammer Münzen. An eigenen Ständen geben Schmiede aus verschiedenen Bereichen einen tieferen Einblick in ihr Handwerk. Sie präsentieren geschmiedete Messer, Nägel Pfannen, Schellen oder Waffen. Anwesend sind auch ein Metalldrücker, ein Eisen- und ein Glockengiesser. Mit einem Rennofen wird gezeigt, wie die frühzeitliche Eisengewinnung funktionierte.
Entlang eines Skulpturenwegs sind Eisenplastiken und zeitgenössisch gestaltete Gebrauchs- und Einrichtungsobjekte ausgestellt. Besuchende, die Muskelpower und etwas Ausdauer mitbringen, können mit einem Krafthammer versuchen, eine möglichst lange Spitze auszuschmieden. Als Preis erhalten die Tagessieger jeweils ein Goldvreneli. Die jüngere Generation darf beim Kinderschmieden mitmachen oder im Sandhaufen neben der Festwirtschaft nach geprägten Messingstücken graben.
3000 Besuchende werden erwartet
Für jene, die mit dem eigenen Auto anreisen wollen, wird ein Parkplatz auf dem Feld zwischen der Kantonsstrasse und den Bahngleisen eingerichtet. Rund 3000 Besuchende erwartet das OK. «Jetzt hoffen wir noch auf gutes Wetter», sagte Co-Präsident Wickli. Schliesslich wollen die Schweizer Schmiede ihre Vielseitigkeit möglichst vielen Menschen unter Beweis stellen.