Per Ende Juli
Stadtrat Jürg Altwegg tritt zurück!
Schulstadtrat Jürg Altwegg tritt per 31. Juli zurück, wie er heute an einer ausserordentlichen Medienkonferenz bekannt gab. Die Energietanks seien leer.
Als die Stadt Winterthur heute Vormittag zu einer ausserordentlichen Medienkonferenz einlud, liess sich der Grund bereits erahnen: Einer der Stadträte tritt zurück. Kurz nach 15 Uhr wurde die These den zahlreichen Medienschaffenden vor Ort bestätigt. Jürg Altwegg (Grüne) hat sich entschieden, sein Amt nach knapp sechs Jahren per Ende Schuljahr niederzulegen. Als Grund nennt er sein tiefes Energielevel: «Ich bin an gewisse Grenzen gekommen.» Die Covid-Krise sei eine grosse Belastung gewesen, ebenso die Reform der Schulbehörden sowie der Krieg in der Ukraine. «Das war psychisch sehr belastend.» Ihm sei wichtig, seine «Lebensbatterie» wieder nachhaltig aufzuladen.
Altwegg möchte sich beruflich neu orientieren, dafür sei der jetzige Zeitpunkt der richtige. Bevor es soweit ist, plant er zusammen mit seiner Frau eine längere Europareise. «Was danach kommt, werden wir sehen.» Er gehe davon aus, im Informatik-Bereich Fuss zu fassen. Mitglied der Grünen wolle er bleiben, ansonsten der Politik aber den Rücken zuwenden.
Der erste Wahlgang der Ersatzwahl wird voraussichtlich am 18. Juni stattfinden; ein allfälliger zweiter Wahlgang würde am 3. September durchgeführt.
Grösstes Geschäft: Die Revision der Schulbehörden
Altwegg wurde am 12. Februar 2017 in den Stadtrat gewählt und führte seither das Departement Schule und Sport. Vor einem Jahr schaffte er die Wiederwahl deutlich. Zu den wichtigsten Geschäften des 52-Jährigen zählte wohl die Reform der Schulbehörden im Zusammenhang mit der neuen Gemeindeordnung. Per letztem Sommer wurde die Schulpflege schlanker: Seither sind es nur noch sechs Personen mit je einem 50-Prozent-Pensum statt den aktuell 43 nebenamtlichen Schulpflegenden in den Quartieren, die zusammen mit Altwegg für das Schulwesen in Winterthur zuständig sind. Das siebenköpfige Gremium bestimmte die Leitung Bildung, die als Zwischenglied der Schulpflege und den Schulleitungen fungieren. Zwar wurde die Revision klar angenommen, jedoch waren sich Stadtrat und Teile des Parlaments uneinig über den Startpunkt der neuen Schulpflege.
Viel Arbeit über die Festtage
Eine grosse Herausforderung war auch das Schaffen von genügend Schul- und Betreuungsraum für die stetig wachsende Stadt Winterthur mit zurzeit über 12'100 Schulkindern und -jugendlichen. Im vergangenen Jahr gehörte es zu den Aufgaben Altweggs, die vielen Flüchtlingskinder aus der Ukraine in die Winterthurer Klassen einzuschulen, damit diese möglichst rasch ihre Bildungslaufbahn fortsetzen konnten. Ferner setzte er sich dafür ein, dass sich möglichst viele Winterthurerinnen und Winterthurer bewegen, ein wichtiges Ziel des Projektes «Raum für Bewegung und Sport». Auch für den Vereins- und Spitzensport hat sich Jürg Altwegg eingesetzt. Das Fussballstadion Schützenwiese wurde nach dem Aufstieg des FC Winterthur in kürzester Zeit mit Sofortmassnahmen zumindest provisorisch tauglich für die Super League gemacht. Und auch den Masterplan Sportpark Deutweg hat er vorangetrieben.

Jürg Altwegg (l.) schaffte die Wiederwahl in den Stadtrat vor einem Jahr mühelos.
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Im Dezember, vier Tage vor vor Weihnachten, musste er mit ansehen, wie der Kindergarten Schützenwiese komplett niederbrannte. Das von Altwegg geleitete Departement Schule und Sport arbeitete vor, zwischen und nach den Festtagen auf Hochtouren, sodass den drei Kindergartenklassen mit ihren fünf Kindergärtnerinnen und einer Heilpädagogin zum Schulwiederbeginn am 9. Januar zweckmässig eingerichtete Klassenräume zur Verfügung gestellt werden konnten. Ziel war es, den Kindergartenkindern ein möglichst gewohntes Umfeld mit einem weitgehend vertrauten Schulweg zu bieten. Zurzeit ist man in der Planungsphase für ein sorgfältig konstruiertes Provisorium: Bis im Sommer soll ein Holzmodulbau mit vier Zimmern stehen.
Grüne wollen Stadtratssitz verteidigen
Die Grünen bedauern, dass Jürg Altwegg die Stadtregierung nach sechs Jahren schon wieder
verlässt, wie sie in einer Medienmitteilung schreiben. «Wir können aber gut verstehen, dass er nochmals eine neue Herausforderung anpacken will.» Für die Partei sei allerdings auch klar, dass sie den Anspruch auf den Stadtratssitz aufrecht erhalten und wieder eine geeignete Nachfolgekandidatur stellen wolle.