Publiziert 25. Feb. 2022, 07:33

Nils Conrad und Tobias Heller im Doppelinterview

«Wir werden 60 Minuten lang nicht die allerbesten Freunde sein»

HC Rychenberg gegen GC Unihockey: Der Cupfinal am Samstag wird spannend. Auch deshalb, weil sich die Freunde Nils Conrad und Tobias Heller auf dem Feld gegenüberstehen. Im Interview verraten die beiden Unihockeyspieler, wie sie damit umgehen.

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Ramona Kobe
Zwei Freunde kämpfen um den ersten Titel der Karriere: Nils Conrad (links) und Tobias Heller.

Zwei Freunde kämpfen um den ersten Titel der Karriere: Nils Conrad (links) und Tobias Heller.
Markus Aeschimann / Tobias Wagen

Sie verbindet nicht nur ihre Leidenschaft zum Unihockey, die gleiche Anzahl Skorerpunkte in der laufenden Saison oder der gleiche Jahrgang. Nils Conrad und Tobias Heller, die sich in der Nati stets das Zimmer teilen, verstehen sich auch neben dem Feld bestens und pflegen seit über zehn Jahren eine enge Freundschaft. Am Samstag aber, wenn sich die beiden im Cupfinal gegenüberstehen – Conrad mit dem HC Rychenberg, Heller mit GC Unihockey – sind sie Konkurrenten. Fakt ist: Einer von ihnen wird sich zum Cupsieger krönen und somit den ersten grossen Titel der Karriere gewinnen. 84XO hat mit ihnen über diese spezielle Situation gesprochen.

Dass ihr, die Nati ausgenommen, auf dem Feld Gegner seid, daran habt ihr euch nach all den Jahren gewöhnt. Trotzdem wird das Spiel vom Samstag eine spezielle Begegnung: Es geht darum, wer von euch seinen ersten Titel gewinnen kann. Was ist das für ein Gefühl?

Tobias Heller: Es geht mir nicht darum, wer von uns beiden zuerst einen Titel holt. Oder anders gesagt: Welcher Gegner mir gegenübersteht, ist mir egal. Ich möchte am Samstag gewinnen, weil wir den Cupfinal vor drei Jahren im Penaltyschiessen ganz knapp verloren haben.

Nils Conrad: Das sehe ich ähnlich. 2017 sind wir GC im Cupfinal unterlegen, obwohl wir lange Zeit in Führung waren. Trotzdem ist es eine spezielle Situation, weil wir zueinander ein sehr gutes Verhältnis haben.

Werdet ihr euch anders verhalten als in einem «normalen» Derby?

Nils Conrad: Nein, das denke ich nicht. Wir wissen aber beide, dass die Wichtigkeit des Spiels viel höher ist als in der Qualirunde. Somit werden wir 60 Minuten lang nicht die allerbesten Freunde sein.

Tobias Heller: Bei den letzten beiden Mittwochspielen etwa hatten wir auch Zeit für ein «Witzli» auf dem Feld. Am Samstag aber wird der Fokus auf einem anderen Level sein. In einem Finalspiel spreche ich Nils gegenüber sicherlich kein Lob aus, wenn ich ein Tunnel kassiere.

Tobias Heller

«In einem Finalspiel spreche ich Nils gegenüber sicherlich kein Lob aus, wenn ich ein Tunnel kassiere»

Begegnet ihr euch auf dem Feld anders als anderen Gegenspielern?

Nils Conrad: Tobias findet immer, dass ich ihn öfters foule als andere Spieler.

Tobias Heller: Und Nils sagt dasselbe über mich.

Nils Conrad: Mit wem ich ihm Zweikampf bin, spielt keine Rolle. Ich würde aber schon sagen, dass ich die Partie im Anschluss mit Tobias intensiver besprechen als mit anderen Spielern. Eben weil wir uns sehr nahe stehen.

Tönt, als mögt ihr euch als Spieler nicht wirklich…

Tobias Heller: Es gibt Spieler bei Nils im Team, die ich weniger mag. Belassen wir es bei dieser Antwort.

Nils Conrad: Darüber habe ich mir noch nie wirklich Gedanken gemacht. Dass ich weiss, wo die Stärken von Tobias liegen, was ihn ausmacht und was er nicht mag, ist sicher ein Vorteil. So kann ich dem einen oder anderen im Team ein paar Tipps mitgeben, wie man am besten gegen ihn spielt. Allerdings standen wir in den letzten Partien nicht oft zusammen auf dem Feld.

Und wie sieht es am Samstag aus?

Tobias Heller: Wie spielt ihr Nils?

Nils Conrad: (Lacht.) Das weiss ich noch nicht. Es kommt ganz auf den Verlauf der Partie an, mit wie vielen Linien wir spielen. Ich denke aber schon, dass wir uns hin oder wieder auf dem Feld begegnen werden, oder?

Tobias Heller: Ich kenne unsere Aufstellung noch nicht. Und auch wenn, würde ich sie nicht verraten.

Was sagt ihr euch unmittelbar vor dem Match?

Tobias Heller: Hoi (lacht).

Nils Conrad: Es fallen in der Regel noch ein, zwei dumme Sprüche. Wie es am Cupfinal ablaufen wird, kann ich nicht sagen, weil auch rundherum viel mehr los ist als sonst. Ich finde aber, dass am Samstag ein kurzer Schwatz für einmal nicht nötig ist.

Tobias Heller: Das sehe ich genauso. Wir werden uns wohl weniger unterhalten als üblich. Nils ausweichen werde ich aber nicht.

Und wie begegnet ihr euch nach dem Spiel?

Tobias Heller: Handshakes mit dem ganzen Team gehören dazu. Wie herzlich die Gratulationen schlussendlich sein werden, hängt auch davon ab, wie die Partie verlaufen wird.

Nils Conrad: Wir beide gönnen uns den Sieg ja schon, dann gratulieren wir uns auch. Es ist aber nicht so, dass, falls wir jetzt verlieren sollten, mein erster Gedanke bei Tobias und seinem ersten Titel wäre.

Dank einem 6:5-Sieg gegen Malans im Halbfinal kämpft der HC Rychenberg am Samstag um den Titel.

Dank einem 6:5-Sieg gegen Malans im Halbfinal kämpft der HC Rychenberg am Samstag um den Titel.
Erwin Keller

Welchen Stellenwert nimmt der Cup bei euch ein?

Tobias Heller: Es ist der einfachste Weg in der Schweiz, einen Titel zu holen, deshalb sind alle Mannschaften immer topmotiviert. Schaffst du es ins Endspiel, willst du auch gewinnen. Insbesondere wir beide, weil wir je noch eine Rechnung offen haben.

Nils Conrad: Der Cup hat einen hohen Stellenwert im Schweizer Unihockey, weshalb mir der Titel viel bedeuten würde.

GC Unihockey ist auf dem Papier klarer Favorit. Weshalb wird es für Tobias und seine Teamkollegen dennoch ein schwieriges Spiel?

Nils Conrad: In dieser Konstellation hat GC schon mehr als einen Final gespielt, aber noch keinen Titel gewinnen können. Der Druck ist also enorm hoch. Wir müssen mit einer Underdog-Mentalität in dieses Spiel gehen und dafür sorgen, dass GC beginnt, zu viel nachzudenken. Dass wir uns aber keineswegs verstecken müssen, haben wir in den letzten Wochen gezeigt.

Nils Conrad

«Wir müssen mit einer Underdog-Mentalität in dieses Spiel gehen und dafür sorgen, dass GC beginnt, zu viel nachzudenken»

Stimmst du dem zu, Tobias?

Tobias Heller: Ja. Wir gingen mit der Erwartungshaltung in die Saison, das Double zu holen, also Cup und Superfinal zu gewinnen. Dem ersten Titel sind wir jetzt relativ nahe. Doch auch wenn wir die Favoritenrolle haben: Wie jedes Spiel startet auch der Cupfinal bei 0:0.

Der Cupfinal wird in der Sporthalle Wankdorf Bern ausgetragen. Anpfiff ist um 18 Uhr. Die Partie wird live auf SRF zwei übertragen.

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