Publiziert 13. Okt. 2021, 08:18

HCR-Captain Nils Conrad im Interview

«Wir können die WM gewinnen»

Nils Conrad spielt in diesen Tagen mit der Nationalmannschaft in Tschechien. Im Interview spricht der HCR-Captain über seine Zuversicht für die WM, das Erfolgsrezept seines Vereins für die laufende Saison und die Wichtigkeit von Fans.

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Ramona Kobe
Nils Conrad ist mit seiner bisherigen Leistung in der neuen Saison zufrieden.

Nils Conrad ist mit seiner bisherigen Leistung in der neuen Saison zufrieden.
Markus Aeschimann

Die Unihockey-Nationalmannschaft spielt in diesen Tagen an der Euro Floorball Tour (EFT) gegen die Top-Nationen Tschechien, Finnland und Schweden. Mit dabei ist auch HCR-Captain Nils Conrad, der zuversichtlich auf die WM im Dezember blickt.

Nils Conrad, im Oktober 2020 habe ich Sie gefragt, ob Sie den Sprung in die Nati auch dieses Jahr schaffen werden. Können Sie sich an Ihre Antwort erinnern?

Nils Conrad: Ich habe wohl gesagt, dass ich meine Leistung abrufen und meine Form stimmen muss, um ein Nati-Aufgebot zu erhalten.

Sie haben ein gutes Gedächtnis. Am Donnerstag reisen Sie mit der Nationalmannschaft an die Euro Floorball Tour nach Tschechien. Die Form stimmt also?

Der Start in die neue Saison ist mir sehr gut gelungen, und ich bin mit meiner Leistung zufrieden. Das letzte Jahr aber war schwierig. Weil die Saison unterbrochen wurde, ging bei mir etwas die Lust verloren. Folglich habe ich in den Spielen nicht wie gewünscht brilliert.

Mit dem HC Rychenberg konnten Sie drei der ersten sechs Partien der laufenden Saison gewinnen. Zeit für eine erste Zwischenbilanz.

Der unmittelbare Start ist uns überhaupt nicht gelungen. Nach der deutlichen Niederlage im ersten Spiel konnten wir uns aber fangen und haben uns kontinuierlich gesteigert.

Was ist das Erfolgsrezept des HCR für diese Saison?

Unsere Trainingsintensität ist sehr hoch. Wir fordern uns auch mehr als in anderen Jahren. In den Spielen, die wir gewonnen haben, waren wir nicht unbedingt stärker, aber siegeswilliger.

Darauf hat wohl auch die Zusammenarbeit mit dem neuen Mentalcoach einen Einfluss…

Ich denke schon. Jeweils am Dienstag arbeitet Kyle Varley mit der ganzen Mannschaft zusammen und behandelt verschiedene Themen. Er steht den Spielern auch individuell zur Verfügung, um ihre mentale Stärke zu verbessern.

Kann der HCR dieses Jahr um den Titel mitkämpfen?

Nach sechs Spielrunden ist es noch zu früh, um diese Frage zu beantworten. Ich glaube aber, dass die Liga ausgeglichener ist als in anderen Jahren und dass wir vorne mithalten können. Zu den ultimativen Titelkandidaten würde ich uns aber nicht zählen. Heisst aber nicht, dass es nicht trotzdem möglich ist. Bis zu den Playoffs kann noch viel passieren.

Bislang konnten Sie in Ihrer Karriere noch keinen Titel gewinnen. Diese Saison erhalten Sie gleich zwei Gelegenheiten, das zu ändern. Was wären Sie lieber: Schweizer Meister mit dem HC Rychenberg oder Weltmeister mit der Nati?

Ich möchte unbedingt Schweizer Meister werden. Müsste ich mich aber entscheiden, dann wäre es wohl der Weltmeister-Titel. Für ein Land einen Titel zu gewinnen, wäre schon etwas, das ich nie mehr vergessen würde.

An seiner ersten WM 2018 in Tschechien holte Nils Conrad mit der Nati die Bronzemedaille.

An seiner ersten WM 2018 in Tschechien holte Nils Conrad mit der Nati die Bronzemedaille.
Fabian Trees / swiss unihockey

Wie schätzen Sie denn die Schweizer Chancen an der anstehenden WM im Dezember ein?

Im Gegensatz zu anderen Jahren hatten wir keine regelmässigen Vergleiche zu anderen Nationen. Wir haben aber viel und gut trainiert, deshalb glaube ich schon, dass wir das Turnier gewinnen können.

Dafür braucht es Siege gegen die Top-Nationen Tschechien, Finnland und Schweden. Genau diese drei Mannschaften stehen Ihnen diese Tage auf dem Feld gegenüber. Besser könnte die Vorbereitung auf die WM nicht sein, oder?

Ja, absolut. In den letzten zwei Jahren gab es nicht viele Möglichkeiten, gegen diese Top-Nationen zu spielen. Nun können wir schauen, wo wir stehen, was schon funktioniert und was nicht.

Auf welches Spiel freuen Sie sich am meisten?

Auf alle drei. Ich freue mich auch, wieder einmal die Jungs zu sehen, mit denen ich schon zusammengespielt habe. Zum Beispiel Mikko Hautaniemi.

Welchen Einfluss haben die Resultate an der EFT auf Ihre Zuversicht für die WM?

Wenn wir jetzt dreimal verlieren und dafür an der WM dreimal gewinnen, würde ich unterschreiben (lacht). Spiele zu gewinnen, gibt Selbstvertrauen. Ein solches Turnier bietet aber auch die Möglichkeit, neue Spielzüge und Block-Zusammensetzungen auszuprobieren. Diese gilt es im Anschluss zu analysieren und Lehren daraus zu ziehen.

Stand heute findet die WM mit Zuschauern statt. Wie wichtig sind Ihnen die Fans auf der Tribüne?

Sehr wichtig. Als gar keine Zuschauer erlaubt waren, fühlte es sich an, als würden wir nur Testspiele bestreiten. Das nahm schon ein bisschen den Reiz, auch wenn ich sehr gerne Unihockey spiele. Eine gute Stimmung in der Halle ist die Belohnung für unsere harte
Arbeit.

Werden Ihre Familie und Freunde in Helsinki dabei sein?

Ja, meine Eltern, mein Bruder und ein paar Kollegen reisen mit, um mich zu unterstützen. Ich finde es schön, interessiert sich mein Umfeld so für meinen Sport. Das gibt zusätzliche Motivation.

Um den Kreis zu schliessen: Nächstes Jahr findet die WM in der Schweiz statt. Ein Heimspiel also. Werden Sie im Nati-Dress auflaufen?

Ich hoffe es. Und ich werde alles daran setzen, zumal ich meinen Alltag so angepasst habe, dass ich mich aufs Unihockey konzentrieren kann.

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