Peter Junkers Kolumne
Unsere Arbeitswelt
Die Arbeitswelt hat sich stark verändert, nur die 5-Tage-Woche ist geblieben.

Kolumnist Peter Junker.
zvg
Die protestantische Ethik gilt als ursprünglicher Nährboden für die Entstehung des Kapitalismus: nicht ruhen, nicht rasten, nicht palavern, sondern leisten. «Nicht lafere, sondern liefere», hört es sich auf Schweizerdeutsch an. Credo: Nur wer lange und hart arbeitet, kommt auf einen grünen Zweig. Dumm nur, dass sich die Arbeit mitsamt ihrem Umfeld eklatant verändert hat. Dominierten seit der Antike körperliche, handwerkliche und bäuerliche Fähigkeiten, darbte die Wissensarbeit dahin und war vorab Akademikern, Wissenschaftlern, Geistlichen und ein paar elitären «Spinnern» vorenthalten. Heute ist es umgekehrt, es ist die Wissensarbeit, die den Takt vorgibt: Die Arbeit, für welche kaum handwerkliche noch körperliche Fähigkeiten benötigt werden. Die vorab darauf abzielt, erworbenes Wissen richtig anzuwenden, Zusammenhänge zu erkennen und herzustellen, sowie Mensch-Technik-Synergien zu nutzen. Die digitale Arbeit ist in kürzester Zeit unverzichtbar geworden, gleichzeitig aber auch die Kommunikation, die mediale und die Sozialarbeit, denn das «neue» Arbeiten hat massive Veränderungen mit sich gebracht. Das Bildungssystem hat sich verändert. In jeder Schweizer Stadt, die etwas auf sich hält, befinden sich Hochschulen, welche enormen Zulauf haben. Nur etwas hat sich kaum verändert: Wir arbeiten immer noch fünf Tage die Woche zu acht Stunden, als habe es nie Veränderungen in der Arbeitswelt gegeben. Natürlich, nicht alle Berufe haben sich diesem drastischen Wandel unterstellen müssen. Aber genau bei jenen Berufen, in welcher sich der Wissensaspekt vervielfacht hat, müsste man bestimmt einmal über die Revision der Arbeitszeiten nachdenken. Vielleicht fühlt sich das dann ähnlich mühsam an wie bei der etwas verknorzten Einführung der Homeoffice-Pflicht.
Peter Junker, Unternehmungsberater und Dozent an einer Fachhochschule