Peter Junkers Kolumne
Ukraine und das grosse Schweigen
Kolumne

Peter Junker ist
Unternehmungsberater
und Dozent an einer
Fachhochschule.
zvg
Am 24. Februar begann Putins verbrecherischer Angriffskrieg gegen die Ukraine. Seither sind Tausende gestorben. Nicht nur Militärs, sondern viele unschuldige Menschen. Die Gründe für diesen Krieg sind zu vielfältig, als dass sie hier aufgezählt werden könnten. Sie gehen zurück auf die Zarenzeit, Stalins Regime, den Zerfall der UdSSR sowie des Warschauer Pakts. Doch nicht ein einziger dieser Gründe rechtfertigt ein derart massloses Morden und Zerstören in einem unabhängigen Land, dessen einzige «Verfehlung» es ist, mit der EU und der Nato zu liebäugeln. Die Empörung ist gross, sie ist laut, sie ist weltweit. Doch die Massnahmen gegen Russland sind eher zahnlos als beeindruckend. Der Westen ist sich schlagartig seiner verhängnisvollen Abhängigkeit von russischer Energie bewusst geworden. Den milliardenschweren Oligarchen ist genügend Zeit geblieben, ihr Vermögen – das eigentlich dem russischen Volk gehört – rechtzeitig in Sicherheit zu bringen. Grosso modo genügen die Sanktionen nicht, um Putin zur Einsicht zu bringen, das Völkermorden zu beenden. Kommt die Angst dazu, die der Westen vor einem irre gewordenen, unberechenbaren Machthaber hat. Dies wohl nicht zu Unrecht, war Putin doch von 1975 bis 1990 als KGB-Offizier in der DDR tätig.
Das alles ist nicht neu. «Der grösste Schaden entsteht durch die schweigende Mehrheit, die nur überleben will, sich fügt und alles mitmacht», sagte die junge Widerstandskämpferin gegen das deutsche NS-Regime, Sophie Scholl. Sie wurde 1943 nach einer Flugblattaktion in der Münchner Universität verhaftet und gleichentags von der Gestapo erschossen.
Hier noch «einer zum Nachdenken»: Warum bewegt uns dieser Ukraine-Krieg derart heftig? Einfach darum, weil er vor unserer Haustüre stattfindet? Oder weil er uns in unserer Komfortzone aufschreckt? Warum redet denn niemand von den 25 Kriegen, die 2020 laut wissenschaftlicher Erkenntnis weltweit geführt worden sind? Warum weiss kaum jemand, wo alle diese kriegerischen Handlungen stattgefunden haben? Ob sie beendet worden sind oder weiter geführt werden? Eben!
Peter Junker, Unternehmungsberater und Dozent an einer Fachhochschule