Publiziert 23. Aug. 2022, 13:49

Kolumne

Lehrermangel? Den sah man vor 20 Jahren schon kommen!

Kolumne von Peter Junker.

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Peter Junker ist  
Unternehmungsberater 
und Dozent an einer 
Fachhochschule.

Peter Junker ist Unternehmungsberater und Dozent an einer Fachhochschule.
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Ich war von 1998 bis 2012 als Dozent an einer Pädagogischen Hochschule unter anderem an der Ausbildung künftiger Lehrpersonen beteiligt. Meine Einstiegsfragen waren stets dieselben: Warum werden Sie Lehrerin? Was ist Ihre Motivation? Was erwarten Sie von Ihrem Beruf? Es ergab sich schnell ein Bild, das mich veranlasste, schriftlich an Hochschulleitung und Lehrerverbände zu gelangen mit der Frage, wieso derart viele Leute ausgebildet würden, welche keine längerfristigen Perspektiven als Lehrpersonen hätten - und dies bereits zu Beginn des Studiums! Da könne doch irgendetwas nicht stimmen.

Es präsentierte sich mir folgendes Resultat: Knapp 70 Prozent hatten nicht die Absicht, im Lehrberuf alt oder gar pensioniert zu werden. Gründe gab es zuhauf: «Kann mir nicht vorstellen, ein Leben lang Lehrerin zu sein», «Werde in die Privatwirtschaft wechseln»,  «Längstens bis zu meiner Heirat», «Ist nur eine ideale Basisausbildung», «Lehrerberuf hat wenig Perspektiven».

Peter Wertli, Bildungsdirektor des Kantons Aargau, zweifelte damals meine Erhebungen öffentlich an. Die Reaktion der Hochschulleitung kam per Telefon: «Woher wollen Sie das  wissen?» Die Lehrerverbände, die jetzt aufheulen, haben damals meinen Warnruf ignoriert. Das wars dann auch.

Heute reibt man sich die Augen, dabei ist man ungebremst mit offenen Augen in die Katastrophe geschliddert. Lehrerverbände lancieren nun in den Medien Panikrufe, doch die sind einfach nur daneben und völlig unzeitig. Neben den Hochschulen haben vor allem die selbstgefälligen, selbstgerechten Lehrerverbände diese Situation aus den Augen verloren. Sprich: verpennt. Und ja, Parallelen zum Pflegepersonal sind nicht so ganz zufällig.

Von Peter Junker, Unternehmungsberater und Dozent an einer Fachhochschule