Publiziert 18. Jan. 2022, 19:45
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Stadtratswahlen 2022

Die Bürgerlichen blasen zum Angriff auf die links-grüne Mehrheit

Die SP feierte 2018 einen grossen Erfolg, indem sie der SVP einen Sitz im Stadtrat abjagte. Während der Legislatur kippte die Mehrheit aufgrund von Rücktritten noch mehr zu Links-Grün. Die bürgerlichen Parteien wollen mit fünf Kandidierenden an dieser Dominanz rütteln.

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Michael Hotz
Die fünf bürgerlichen Kandidierenden mit dem Stadtpräsidenten Michael Künzle (Mitte) und dem FDP-Stadtrat Stefan Fritschi sowie die drei neuen Romana Heuberger (FDP), Thomas Wolf (SVP) und Maria Wegelin (SVP) wollen mit der rot-grünen Dominanz der Bisherigen Nicolas Galladé (SP), Jürg Altwegg (Grüne), Christa Meier (SP), Kaspar Bopp (SP) und Katrin Cometta (GLP) im Winterthurer Stadtrat brechen.

Die fünf bürgerlichen Kandidierenden mit dem Stadtpräsidenten Michael Künzle (Mitte) und dem FDP-Stadtrat Stefan Fritschi sowie die drei neuen Romana Heuberger (FDP), Thomas Wolf (SVP) und Maria Wegelin (SVP) wollen mit der rot-grünen Dominanz der Bisherigen Nicolas Galladé (SP), Jürg Altwegg (Grüne), Christa Meier (SP), Kaspar Bopp (SP) und Katrin Cometta (GLP) im Winterthurer Stadtrat brechen.
Fotomontage: Michael Hotz

Der 4. März 2018 war für die Bürgerlichen in Winterthur ein trauriger Tag – insbesondere für die SVP und ihren Stadtrat Josef Lisibach. Der ehemalige Baustadtrat verlor bei den letzten Gesamterneuerungswahlen seinen Sitz, weil ihn die SP-Kandidatin Christa Meier überholte. Sie übernahm den siebten Sitz im Winterthurer Stadtrat, was zu einer Verschiebung der Mehrheiten weg von den Bürgerlichen führte. Die drei SP-Vertretenden Christa Meier, Nicolas Galladé und Yvonne Beutler sowie Jürg Altwegg von den Grünen waren gegenüber Stadtpräsident Michael Künzle (Mitte, ehemals CVP) und dem FDP-Duo Stefan Fritschi und Barbara Günthard-Maier plötzlich in der Übermacht.

Gleich zwei Rücktritte während der Legislatur sorgten dafür, dass die Mehrheit noch mehr zu Links-Grün kippte. Zuerst gelang es der SP, ihren Sitz nach dem Ausscheiden von Yvonne Beutler zu verteidigen. Kaspar Bopp übernahm 2019 ihre Nachfolge. Ein Jahr darauf scheiterte die FDP dagegen beim Versuch, ihren zweiten Sitz zu halten. Der Abgang von Günthard-Maier wurde zur Stunde der GLP. Die Grünliberalen zogen 2020 mit Katrin Cometta zum ersten Mal in den Stadtrat ein.

Sitzverteilung vor den Wahlen 2018:


Sitzverteilung nach den Wahlen 2018:


Sitzverteilung vor den Wahlen 2022:


Grafiken: Michael Hotz

«Progressive Allianz» vs. «Team Freiheit»

Die anstehenden Stadtratswahlen sind ein Duell zweier Blöcke. Zuerst «gezogen» haben die Bürgerlichen: SVP, FDP und Mitte haben sich zum «Team Freiheit» zusammengetan. SP, Grüne, GLP und EVP reagierten ihrerseits, indem sich die vier Parteien zur «Progressiven Allianz» formierten. Am 13. Februar kommt es dann zum grossen Showdown.

Beide Zusammenschlüsse schicken je fünf Kandidierende ins Rennen. Während die «Progressive Allianz» auf ihre bewährten Kräfte setzt und deren Sitze verteidigen will, bläst das «Team Freiheit» zum Angriff und schickt gleich drei Neue ins Rennen. Vorneweg geht bei den Bürgerlichen der «Kapitän» Künzle, der wiederum der verlässliche Herr über den Tanker Winterthur – also Stadtpräsident – werden soll. Die FDP setzt einerseits auf den «sicheren Wert» Stefan Fritschi, der die Technischen Betrieben klimaneutraler macht, etwa indem er Stadtbus elektrifiziert. Andererseits tritt für die Freisinnigen die gut vernetzte Romana Heuberger an, die im Stadtparlament mit vielen Vorstössen im vergangenen Jahr besonders aktiv war (siehe auch Bericht auf Seite 13). Ebenfalls mit einem Doppel-Ticket am Start ist die SVP: Die zweitstärkste Partei Winterthurs hat den Gemeinderat Thomas Wolf, der als Gastro-Präsident während der aktuellen Coronapandemie zu einiger Medienpräsenz kam, und ihre Parteipräsidentin Maria Wegelin, die durch ihren Impfverzicht ebenfalls für Schlagzeilen sorgte, nominiert.

Auf links-grüner Seite treten die fünf Bisherigen an, hatten diese doch mit ihrem Wirken meistens die Rückendeckung der Stimmbevölkerung. «Neuling» Katrin Cometta konnte ein deutliches Ja zum verschärften Klimaziel feiern, Jürg Altwegg brachte die durchaus umstrittene Schulreform durch und Christa Meier bekam unter anderem Zuspruch zu zwei der drei Parkplatzvorlagen. Nicolas Galladé erlangte mediale Aufmerksamkeit bei der Reduktion der hohen Sozialfalllasten und Kaspar Bopp legte für 2022 ein Budget mit gleichbleibendem Steuerfuss vor, nachdem er ein Jahr zuvor mit der geplanten Steuererhöhung um sieben Prozentpunkte für hohe Wellen gesorgt hatte. Die EVP verzichtet auf eine Stadtratskandidatur, kann aber auf die Unterstützung von SP, Grünen und GLP für Marco Innocente bei der Wahl der neuen Schulpflege zählen.

Bopp fordert «Stapi» Künzle heraus

Rund um das Stadtpräsidium kommt es ebenfalls zu einem Duell. Nachdem es 2018 zuerst Christa Meier und anschliessend Yvonne Beutler nicht geschafft haben, Michael Künzle vom Thron zu stossen, schickt die SP diesmal Kaspar Bopp ins Rennen um den Vorsitz.