Publiziert 21. Feb. 2022, 17:41
8400

Jünger, weiblicher, grüner

Das ändert sich im Winterthurer Stadtparlament

Bei den Wahlen fürs Stadtparlament haben sechs Bisherige die Wiederwahl verpasst. Dafür tauchen zwölf neue Gesichter im 60-köpfigen Rat auf, wodurch dieser weiblicher und jünger wird. Eine Übersicht der Veränderungen.

M
Michael Hotz
Winterthur hat ein Fünftel der Volksvertretende im Stadtparlament ausgetauscht.

Winterthur hat ein Fünftel der Volksvertretende im Stadtparlament ausgetauscht.
Martin Deuring

Das Winterthurer Stimmvolk hat bei den Wahlen einen Fünftel der 60 Mitglieder im Stadtparlament ausgetauscht. Zwölf neue Volksvertretende schafften am Sonntag, 13. Februar, den Sprung in die Legislative. Durch sie wird das Parlament weiblicher und jünger – und grüner, weil die Grünen drei Sitze und die GLP einen Sitz dazugewonnen haben.

Von den zwölf Neuen sind neun weiblich. Nun sitzen 26 Frauen (vorher: 22) im Stadtparlament, wodurch der Frauenanteil von 26,7 Prozent auf 43,3 Prozent angestiegen ist.


Grafik: Ramona Kobe

Die neu gewählten Volksvertretenden sind im Schnitt rund 40 Jahre alt und damit deutlich jünger als die sechs Abgewählten zusammen mit den sechs Parlamentsmitgliedern, die nicht mehr zur Wahl angetreten sind. Diese kommen auf einen Altersdurchschnitt von gut 52 Jahren. Das Durchschnittsalter der Legislative ist damit von fast 49 Jahren auf etwas über 46 Jahren gesunken.


Grafik: Ramona Kobe

Frauen trumpfen bei Grünen und GLP auf

Sechs der zwölf Neuen gehören den beiden grünen Parteien an. Bei den Grünen als grosse Wahlsieger nutzte Martina Blum die gute Ausgangslage vom Listenplatz 6 aus und schaffte die Wahl als Nummer 4 ihrer Partei. Gleich hinter ihr gelang Renate Dürr die Rückkehr ins Stadtparlament, dem sie bereits von 2015 bis 2019 angehört hatte. Einen guten Sprung nach vorne auf der Liste machte Françoise Vogel, die früher die Prävention und Suchthilfe Winterthur leitete.

Ebenfalls drei neue Parlamentarierinnen stellt die GLP. Ihre Nachwuchshoffnung Nora Ernst holte am zweitmeisten Stimmen aller grünliberalen Kandidierenden, hinter der aktuellen Fraktionspräsidentin Annetta Steiner. Nicole Holderegger verteidigte ihren Listenplatz 7 und schaffte so den Einzug ins Parlament. Vom Sitzgewinn der GLP profitierte Lisa Studer, die vier Plätze gutmachte.

SP-Tandem «ersetzt» drei Bisherige

Bei der Wahlverliererin SP sind gleich drei Bisherige aus dem Parlament geflogen. Knapp gescheitert ist Cristina Bozzi-Brunel, die der Sachkommission Bildung angehört und sich in der Spezialkommission für die neue Gemeindeordnung engagierte. Ebenfalls die Wiederwahl verpasst hat Daniel Altenbach, der im September 2019 in den Rat nachgerückt war. Bei den Wahlen vor vier Jahren hatte Dominik Siegmann viele Plätze gewonnen und war für Christoph Baumann, der im Sommer 2018 das Präsidium der Kreisschulpflege Oberwinterthur übernommen hatte, ins Parlament gerutscht. Nun ist der Mitinitiant des Fussballschuppen Töss abgewählt.

Olivia Staub und Thomi Gschwind traten für die SP im Wahlkampf als Tandem auf und schafften nun beide den Sprung ins Stadtparlament.

Olivia Staub und Thomi Gschwind traten für die SP im Wahlkampf als Tandem auf und schafften nun beide den Sprung ins Stadtparlament.
Facebook

Anstelle dieser drei Bisherigen hat ein SP-Duo die Wahl ins Stadtparlament geschafft. Olivia Staub und Thomi Gschwind bestritten den Wahlkampf zusammen, was für beide aufgegangen ist. Die Co-Geschäftsführerin des «Albani» erreichte das sechstbeste Ergebnis bei der SP. Der angehende Lehrer, Co-Leiter Infrastruktur bei den Musikfestwochen und ehemalige «Landbote»-Journalist überholte ebenfalls viele Bisherige und belegte damit gerade noch den letzten Platz, der für den Sprung ins Parlament reichte.

Zwei neue Jungfreisinnige für FDP

Viele Plätze gutgemacht hat auch Raphael Tobler. Der Gründer des Entrepreneur Club Winterthur überflügelte vom 13. Listenplatz aus fünf FDP-Kandidierende. Knapp hinter Tobler nutzte Gioia Porlezza den dazugewonnenen freisinnigen Sitz, um ins Stadtparlament einzuziehen. Mit den zwei Neuen und den wiedergewählten Raphael Perroulaz und Jan Fehr sind die Jungfreisinnigen neu mit einem Quartett vertreten.

Dass die Mitte wieder Fraktionsstärke (vier Sitze) erreicht hat, davon hat André Zuraikat profitiert. Ihn überflügelte Kaspar Vogel. Der Sekundarlehrer am Schulhaus Feld landete einen Platz vor dem Parteipräsidenten, der als Vierter die Wiederwahl schaffte.

Pirat muss Segel streichen

Ihre zwei Sitze verteidigen konnte die Alternative Liste, die auch mit einem neuen Gesicht vertreten ist. Die an der Topposition gelistete Sarah Casutt schaffte die Wahl zu Ungunsten von Cédric Eigner, der erst im vergangenen Jahr für die AL nachgerutscht war.

Sass lange für die Piratenpartei im Stadtparlament: Marc Wäckerlin. Als Kandidat der SVP verpasste er nun die Wiederwahl.

Sass lange für die Piratenpartei im Stadtparlament: Marc Wäckerlin. Als Kandidat der SVP verpasste er nun die Wiederwahl.
Archivfoto

Das gleiche Schicksal ereilte den ebenfalls 2021 nachgerückten Walter Isler bei der SVP, die mit dem Verlust von einem Sitz die zweite Wahlverliererin nach der SP ist. Neben Isler erwischte es auch den letzten Piraten im Parlament: Marc Wäckerlin. Er wurde nach seinem Parteiübertritt im letzten Herbst zur SVP nicht wiedergewählt.

Stabile EVP ohne Veränderungen

Gänzlich ohne Veränderungen kam die EVP durch die Wahlen. Sie verteidigte ihre vier Sitze, welche die vier Bisherigen Barbara Huizinga, Daniela Roth-Nater, Michael Bänninger und Franziska Kramer-Schwob belegten.