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Die Digitalisierung als Chance sehen
Raphael Tobler im Interview über die digitale und nachhaltige Positionierung der Stadt Winterthur und wie der Verein Digital Winterthur dabei helfen soll.

Im Interview spricht Präsident Raphael Tobler über die Entwicklung und die Absichten, sowie die Zukunftspläne des Vereins.
zvg
Der Verein Digital Winterthur soll der Stadt Winterthur dabei helfen, sich als digitale und nachhaltige Stadt positionieren zu können. Mit dem Digitaltag, zahlreichen Events und guter Kommunikation unter Stakeholdern soll Winterthur auch in Zukunft ein attraktiver Standort für Menschen, Unternehmen und Lösungen sein.
Im Interview mit Dea Sikiric spricht Präsident Raphael Tobler über die Entwicklung und die Absichten, sowie die Zukunftspläne des Vereins.
Digital Winterthur wurde 2020 gegründet. Was war die Absicht dahinter?
Die Grundabsicht hinter Digital Winterthur war es, den Digitaltag, der in der ganzen Schweiz schon mehrmals stattgefunden hat, nach Winterthur zu holen. Diese Absicht stand eigentlich bereits fest, bevor wir den Verein Digital Winterthur gegründet haben. Als dann keine bestehende Organisation in Winterthur in den Lead gehen wollte, um den Digitaltag nach Winterthur zu holen, wurde schnell klar, dass wir dafür eine neue Organisation schaffen mussten. Es war aber auch schnell klar, dass wir mit dieser neuen Organisation nicht nur den Digitaltag organisieren, sondern ganz allgemein das Thema Digitalisierung in der Region Winterthur bearbeiten wollen.
Raphael Tobler
«Dabei soll es nicht darum gehen, dass wir als Verein die Digitalisierung pushen wollen, sondern dass wir einen Dialog zwischen allen möglichen Stakeholdern im Bereich der Digitalisierung fördern wollen. Zwischen der Stadt, den Unternehmen, Privatpersonen oder anderen bestehenden Verbänden»
Was habt ihr bisher erreicht?
Das Ziel, den Digitaltag nach Winterthur zu holen, wurde erreicht. Die erstmalige Durchführung im Jahr 2020 war sicher nicht der ideale Startpunkt, da der Digitaltag damals wegen Corona nur online durchgeführt werden konnte. Wir haben aber eine Menge Videos und andere digitale Inhalte produziert, teilweise auch im Livestream, zum Beispiel die Podiumsdiskussion mit dem Stadtpräsidenten und diversen Vertretern zum Thema Smart City. Dabei geht es darum, die Bevölkerung auf unterschiedliche Themen rund um die Digitalisierung zu sensibilisieren. Des Weiteren konnten wir den Verein soweit etablieren, dass wir beispielsweise in der Zwischenzeit vom Landboten bei Medienanfragen zu digitalen Themen für Einschätzungen kontaktiert werden. Seit der Gründung 2020, konnten wir bereits 35 sehr unterschiedliche Events durchführen.
Was müsste passieren, damit die Ziele von Digital Winterthur schneller erreicht werden?
Wir wollen den Dialog rund um das Thema Digitalisierung zwischen allen Stakeholdern fördern. Dieses Ziel haben wir ganz sicher noch nicht erreicht. Es wäre hilfreich, wenn alle Stakeholder mit dem Thema etwas offener umgehen würden. Die Digitalisierung bewegt sich extrem schnell und alle Gesellschaftsteile –egal ob privat oder staatlich – sind damit konfrontiert. Vermutlich hat heute niemand ein Patentrezept, wie Digitalisierung möglichst sinnvoll umgesetzt werden kann. Dies kann nur in gemeinsamen Gesprächen, Brainstorming etc. ausgearbeitet werden, damit die Digitalisierung zum Vorteil aller genutzt werden kann. Wir als Digital Winterthur sehen uns als Drehscheibe und Koordinator dieser Aktivitäten.
Wohin möchte sich Digital Winterthur in den kommenden 2-3 Jahren entwickeln?
Der Hauptfokus in den nächsten Jahren liegt auf einer aktiven Mitgliederbasis. Mitglieder umfassen sowohl Unternehmen, aber auch andere Organisationen und Privatpersonen, die sich zu diesem Thema einbringen wollen. Wir glauben nämlich nur mit einer aktiven Mitgliederbasis auch einen aktiven Dialog pflegen zu können. Wichtig ist uns, dass wir in diesem Mitgliederpool sehr viele unterschiedliche Stakeholder dabei haben, also Kleinstfirmen aber auch Grossunternehmen, Startups, aber gerne auch politische Parteien und natürlich die gesamte Bevölkerung. Ebenfalls ist es ein Ziel, den Verein noch stärker in der Region Winterthur zu vernetzen, auch in Zusammenarbeit mit der Stadt Winterthur und auch als Verein zu etablieren.
Kannst du mir ein konkretes Beispiel für die Zusammenarbeit mit der Stadt Winterthur nennen?
Wir arbeiten bereits heute sehr eng mit der Stadt Winterthur zusammen, ganz besonders mit der Abteilung Smart-City. Vicente Carabias, der Smart City-Verantwortliche der Stadt Winterthur, ist bei uns im Beirat vertreten und gibt wichtige Inputs. Ein ganz konkretes Beispiel zur Zusammenarbeit: Das letzte Digitaldinner im Frühling 2022 an der ZHAW, bei der wir über die Möglichkeiten, Chancen und Risiken von Smart City gesprochen haben.
Ebenfalls war die Stadt Winterthur immer Partner bei den Digitaltagen und hat da, sowohl auf der Seite der Vermarktung, als auch im Programm eine aktive Rolle eingenommen, was wir sehr begrüssen.
Wie beurteilst du den Digitalisierungsgrad bei der Stadtverwaltung Winterthur?
Eine Stadtverwaltung mit der Privatwirtschaft zu vergleichen finde ich schwierig. Ein Privatunternehmen kann schneller entscheiden, kann schneller umsetzen, verwaltet sein eigenes Budget und darf vielleicht auch einmal einen Fehler machen. Dies ist bei der Stadtverwaltung natürlich etwas anders, gerade im Umgang mit sensiblen Personendaten. Es gibt in der Stadtverwaltung Winterthur bereits viele Prozesse, die digital ablaufen und so das Leben der Bürger und Bürgerinnen vereinfachen. Diverse Prozesse entsprechen heute vermutlich noch nicht dem Digitalisierungsgrad, den sich Bürger:innen oder Mitglieder der Stadtverwaltung wünschen würden. Beispielsweise versendet die Stadt Winterthur Rechnungen für Bewilligungen immer noch per Post. Es wäre ein Leichtes und natürlich auch ökonomisch und ökologisch sinnvoll, diese per E-Mail zu versenden, zumal die E-Mail-Adresse in der Bewilligung sowieso vorliegt. Ähnlich ist es bei Baubewilligungen. Hier muss heute noch massenweise Papier abgegeben werden, obwohl die Dokumente alle auch digital vorliegen.
Raphael Tobler
«Zusammengefasst würde ich es so beurteilen, dass sicherlich noch viel Potential vorhanden ist, dieses aber behutsam und vorsichtig ausgeschöpft werden muss»
Ihr habt neben der Stadt noch weitere Stakeholder: Unternehmen, Privatpersonen, Verbände. Ist es überhaupt möglich, all diese Organisationen unter einen Hut zu bringen?
Selbstverständlich ist dies nicht ganz einfach. Vermutlich wird es nie ganz gelingen, alle Stakeholder gleichermassen abzudecken und zufriedenzustellen. Der Fokus liegt klar auf dem Aufzeigen von positiven Aspekten rund um das Thema Digitalisierung, Chancen hervorzuheben und dabei die Risiken nicht ganz zu vergessen. Wir sind ein unabhängiger Verein und können glücklicherweise für uns selbst entscheiden, in welche Richtung es gehen soll. Wir orientieren uns da natürlich auch an den Partnern, die proaktiv auf uns zukommen, wie beispielsweise Noser-Engineering oder SWICA.
Deine Worte zur Digitalisierung klingen immer sehr positiv. Es gibt aber auch kritische Stimmen. Inwiefern geht ihr auf diese ein?
Wie vorgängig bereits erwähnt, ist es nicht unser Ziel, die Digitalisierung möglichst schnell voranzutreiben. Es ist bekannt, dass die Digitalisierung auch Risiken birgt, gerade im Umgang mit persönlichen Daten. Es ist uns wichtig darauf zu achten, bevor gewisse Themen digitalisiert werden, ob wirklich alle davon profitieren und auch niemand vergessen geht. Denken wir beispielsweise an ältere Personen, die keinen Computer und kein Smartphone besitzen. Im Rahmen der Digitalisierung muss solchen Menschen Rechnung getragen werden. Dies ist uns ebenfalls ein grosses Anliegen. Im Rahmen unserer Events gehen wir auf kritische Themen ein. So haben wir beispielsweise das Thema Cyber-Security ausführlich behandelt und schauen uns im Frühling 2023 auch das Thema Darknet an.
Wie wichtig ist der schweizweite Digitaltag für Digital Winterthur?
Ich denke, es ist ein wichtiges Zeichen, wenn eine schweizweite Initiative im Bereich der Digitalisierung stattfindet und fast alle grossen Städte der Schweiz dabei sind. Als sechstgrösste Stadt der Schweiz muss auch Winterthur vertreten sein. Für uns ist es wichtig, dass wir als Verein nicht abhängig vom Digitaltag sind. Der Digitaltag ist ein wichtiger Anlass, aber glücklicherweise nicht die einzige Plattform, die wir unseren Mitgliedern und Stakeholdern bieten. Der Verein Digital Winterthur soll mehr sein als nur der Digitaltag.