Publiziert 21. Dez. 2021, 16:28
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Kurzinterview

Auto- und LKW-Verkehr vergessen?

84XO hat beim Tiefbauamt nachgefragt.

G
George Stutz
Stefan Hug ist Projektleiter Abteilung Verkehr des Winterthurer Tiefbauamtes.

Stefan Hug ist Projektleiter Abteilung Verkehr des Winterthurer Tiefbauamtes.
zvg

Anfangs Dezember hat das Tiefbauamt eine Schwachstellenanalyse für den Fussgänger- und Veloverkehr veröffentlicht. Das Tiefbauamt hat über 3000 Stellen systematisch untersucht. Zudem war die Bevölkerung eingeladen, Problempunkte über die digitale Plattform «Stadtmelder» zu melden. 400 Schwachstellen werden per sofort oder schrittweise behoben. Stefan Hug (Foto), Projektleiter Abteilung Verkehr des Tiefbauamtes, gibt Auskunft, weshalb nicht auch Schwachpunkte der übrigen Verkehrsteilnehmenden begutachtet wurden.

Herr Hug, Weshalb hat das Tiefbauamt nicht auch gleich Schwachpunkte des Auto- und LKW-Verkehrs analysiert?


Stefan Hug: Schwachstellen im Fuss- und Veloverkehrsnetz sind Schwachstellen im Strassennetz. Die Unfallstatistik und die Auswertung der Unfallschwerpunkte ist in die Schwachstellenanalyse eingeflossen. Fehlt beispielsweise eine Mittelschutzinsel an einem Fussgängerstreifen auf einer Hauptstrasse, ist dies einerseits ein Defizit für den zu Fussgehenden, andererseits auch ein Defizit für Autofahrerinnen und Autofahrer oder Transportfirmen. Es geht um die Unfallvermeidung und entspricht der nationalen Vision Zero (vgl. BFU-Forum Strassenverkehr 2021).

Werden Massnahmen pro Velofahrer und Fussgänger getroffen, kann das je nachdem den Auto- oder Schwerverkehr einschränken/erschweren. Hätte nicht alleine dies eine ganzheitliche Auslegeordnung der Schwachstellen sinnvoll gemacht?


Nein, der Auto- oder Schwerverkehr wird nicht eingeschränkt oder erschwert. Die Leistungsfähigkeit von einem Strassennetz wird durch die Verkehrsmenge und die Verkehrsknoten bestimmt. Massnahmen im Fuss- und Veloverkehr haben dazu keine nennenswerte Auswirkungen auf das gesamte Strassennetz. Die Markierung von einem fehlenden Radstreifen etwa schränkt den Auto- und Schwerverkehr nicht ein, sondern schafft eine klare Zuteilung von Velo auf Radstreifen und Auto-/Schwerverkehr auf der Fahrspur.

400 Verbesserungen zugunsten des Velo- und Fussgängerverkehrs werden kontinuierlich umgesetzt, wann erfolgen Verbesserungen zugunsten des MIV- und Schwerverkehrs, wie etwa neue Ampelanlagen mit intelligenterer Steuerung, von denen der gesamte Verkehr, aber auch Anwohnende profitieren werden?


Die Ampelanlagen werden in einem separaten Projekt behandelt (vgl. Stadtratsbeschluss SR.21.522-1 vom 7.7.2021). Der Sanierungsbedarf der Lichtsignalanlagen ist dringlich. Das Tiefbauamt optimiert in den aktuellen Strassenbauprojekten oder verbessert mit separaten Lichtsignalprojekten die Steuerung. Das Tiefbauamt steht dazu in einem stetigen Austausch mit dem Kanton bezüglich Kantonsstrassen sowie mit dem Bundesamt für Strassen bezüglich Nationalstrassen.