Publiziert 13. Mai 2022, 17:45
8400

Neues Musikvideo zum Thema «Transitioning»

Winterthurer Musiker gibt Transmenschen eine Stimme

Dave Curl singt in seinem neuesten Songs «Tony» über Transsexualität. Für das Musikvideo konnte der Winterthurer eine Deutsche angeln, die weiss, was es heisst, im falschen Körper geboren zu werden.

R
Ramona Kobe
Dave Curl sing über gesellschaftliche Themen. In seinem neusten Song behandelt der Winterthurer Singer-Songwriter Transmenschen, um ihnen mehr Aufmerksamkeit zu schenken.

Dave Curl sing über gesellschaftliche Themen. In seinem neusten Song behandelt der Winterthurer Singer-Songwriter Transmenschen, um ihnen mehr Aufmerksamkeit zu schenken.
zvg

Sie fühlen sich im falschen Körper geboren: Transmenschen. Schätzungen zufolge haben sich in der Schweiz rund 40'000 Personen entschieden, im Laufe ihres Lebens eine neue Identität anzunehmen. Dass diese Umwandlung von der Gesellschaft toleriert und akzeptiert wird, ist keineswegs selbstverständlich. Das möchte Dave Curl ändern.

Um dem Thema Transsexualität mehr Aufmerksamkeit zu schenken, hat der Winterthurer Musiker den Song «Tony» geschrieben. Inspiriert hatte ihn Anthony, die im Prozess war, zur Frau zu werden. «Ihre Geschichte berührte mich. Ich habe mich daran erinnert, wie schwierig es war, selbst erwachsen zu werden. Wenn zu diesem Prozess noch der Wunsch des anderen Geschlechts dazu kommt, muss das unglaublich herausfordernd sein», erzählt der Singer-Songwriter.

Schwere Themen mit positivem Touch

Bevor er den Song veröffentlichte, wollte er ihn von einer Betroffenen absegnen lassen. Dafür hat er verschiedene Organisationen angeschrieben. Allerdings erfolglos. Bis er im Internet auf die deutsche Transfrau Julia Kalder stiess. Diese war begeistert, wie der Musiker erzählt, der Teilzeit als Sekundarlehrer arbeitet. Nicht nur vom Song, sondern auch von der Idee des Musikvideos, das am Freitag, 20. Mai, erscheint. «Deshalb machten sie und ihre Kolleginnen beim Dreh gleich mit.» Ein Glücksfall. Denn: «Ich hatte das Szenario im Kopf, dass ich die Geschichte erzähle und Einblicke in das Leben von Transmenschen gebe.»

«Tony» spannt einen Bogen zwischen der Ablehnung des eigenen Körpers in der Jugend und der gesellschaftlichen Ablehnung von Transsexualität, handelt von Sehnsucht nach Liebe und Anerkennung, vom Wunsch nach Befreiung, von Angst und Frustration – auf eine humorvolle, trotzige Art. «Ich versuche in meinen Songs auch schweren Themen einen positiven Touch zu verleihen», sagt Curl.

Am Meer entstehen neue Songs

Gesellschaftliche Themen in Songs zu behandeln, ist bei Curl nicht die Ausnahme, sondern die Regel. «Mir liegen ‹Underdog›-Themen am Herzen, insbesondere Bevölkerungsgruppen, die aufgrund ihrer Lebensweise ausgegrenzt werden», sagt der Musiker, dessen Mutter aus Australien kommt. Inspiration für neue Lieder finde er im Alltag, bei Begegnungen, auf Reisen. «Am Meer kann ich verarbeiten, was mich beschäftigt. Und manchmal entsteht daraus eine neue Single.»

Viele seiner bisher veröffentlichten Songs seien aber auch fröhlich, macht Curl klar, der seine Musik als Mischung zwischen Indie-, Acoustic- und Folk-Rock bezeichnet. Schreiben und komponieren tut er sie allesamt selbst. Damit begann er Anfang 20, nachdem er sich das Gitarrespielen beigebracht hatte. Der Musik mehr Platz in seinem Leben zu geben, entschied er sich allerdings erst 2013 während eines längeren Aufenthalts in Hawaii.

Seither hat er mit seiner Band – Simone Pfarrwaller am Bass und Colin Haudenschild an der E-Gitarre – über 100 Konzerte im In- und Ausland gespielt. Dieses Jahr wird Curl gleich mehrmals in Winterthur zu sehen und hören sein: Am 20. Mai spielt er, organisiert durch den Verein «Kulturkoller», im Läbesruum, am 16. August in der Thurbinä-Bar und am 9. November im Bistro Dimensione. Dave Curl: «Ich wohne erst seif fünf Jahren in Winterthur, aber ich liebe es!»

Das könnte Sie auch interessieren