Teures Missgeschick mit Folgen
Stapo-Drohne abgestürzt und von Fussball-Fans geklaut
Vor dem Match FCW gegen den FCB setzte die Stapo eine Drohne ein, die in den Wintower-Teich abstürzte und mutmasslich inklusive Datenträger geklaut wurde.

Nach der Kollision mit dem Wintower stürzte die Polizei-Drohne in den Teich (kl. Bild), von wo sie offenbar von Basel-Fans entwendet wurde.
Fotomontage/gs
Der FC Winterthur schrieb am 16. Juli mit dem ersten Super-League-Punkt nach 37 Jahren Geschichte. Eine unrühmlichere Geschichte ereignete sich aber bereits vor dem mit 1:1 ausgegangenen Match zwischen dem FCW und dem FC Basel ausserhalb des Stadions. Um die Basler Fans bzw. unter anderem deren Fussmarsch vom Hauptbahnhof zum Gästesektor zusätzlich kontrollieren zu können, setzte die Stadtpolizei Winterthur eine vor rund zwei Jahren gekaufte Überwachungsdrohne ein.
In die Wintower-Fassade geprallt und runtergefallen
Gemäss einem 84XO-Scout kollidierte die Drohne aus unbekannten Gründen mit der Fassade des Wintowers und stürzte aus beträchtlicher Höhe in den vor dem einstigen Hochhaus der Sulzer liegenden Teich. Damit aber nicht genug. Wie ein weiterer Augenzeuge gegenüber 84XO berichtete, wurde die abgestürzte Drohne sodann - mutmasslich von einem Basler Fan - aus dem Wasser gefischt und entwendet. Die Stadtpolizei Winterthur bestätigte den Absturz und die Entwendung durch «Unbekannt» und kündigte eine Untersuchung an, weshalb zurzeit keine weiteren Details bekannt gegeben werden.
Geschätzt 30'000 Franken teure und bis 9 Kilogramm schwere Drohne
Auch betreffend dem Typ der Drohne verriet Stapo-Mediensprecherin Rahel Egli «aus einsatztaktischen Gründen» nur, dass es sich um ein Serienmodell der Marke DJI handle. Aufgrund eines auf Tiktok aufgeschalteten Videos, das die im Teich schwimmende Drohne zeigt, kann vermutet werden, dass es sich um eine DJI Matrice 200 oder 300 handeln könnte, die gut und gerne mit bis zu 30'000 Franken zu Buche stehen und mit einem Gewicht von bis zu neuen Kilogramm flugtauglich sind.
Wurden BAZL-Vorschriften eingehalten?
Zu klären gilt sodann, ob die Stadtpolizei befugt ist, eine solch schwere Drohne in unmittelbarer Nähe von Menschenansammlungen einzusetzen. Beim Absturz aus solch grosser Höhe hätten auf dem bereits weit vor Matchbeginn gut bevölkerten Stadionumfeld durchaus Menschen erheblich verletzt werden können. Gemäss dem Bundesamt für Zivilluftfahrt BAZL muss mit über 500 Gramm schweren Drohnen bei Menschenansammlungen ein Abstand von mindestens 100 Meter eingehalten werden. Die Abstände von der Absturzstelle im Teich bis zu den Eingängen der Schützenwiese-Gegentribüne befinden sich so gesehen deutlich im Gefahrenbereich.
Mögliche datenschutzrechtliche Konsequenzen
Ungeklärt - und von der Stadtpolizei ebenfalls nicht beantwortet - bleibt zudem die Frage, ob die gestohlene Drohne mit einem Speichermodul ausgestattet war. In der Regel wird ein solches zusätzlich zur Live-Übertragung eingesetzt, um die Kamera-Aufnahmen später hochaufgelöst weiterverwerten zu können. Werden diese nicht verschlüsselt, kann der unbekannte Dieb möglicherweise auf vom Datenschutz her heikle Daten zugreifen. Inwiefern dies allenfalls das Büro der Datenschutzbeauftragten des Kantons Zürich auf den Plan rufen könnte, war nicht zu erfahren. Eine entsprechende Anfrage von 84XO blieb bis zur Stunde unbeantwortet.

Beim Überwachen der FCB-Fans per Drohne ist der Stadtpolizei im Bereich des Wintowers ein folgenschweres Missgeschick passiert.
George Stutz

Eine mutmasslich verwendete Drohne der Marke DJI Matrice 200 oder 300 kann voll ausgerüstet bis 30'000 Franken kosten und mit zu 9 kg fliegen.
zvg